Scharniere, Fensterheber und Schiebedachrahmen

Was wird es darüber zu erzählen geben, könnte man sich jetzt denken. Doch alles Bewegliche in einem fast vierzig Jahre alten Auto weist in aller Regel Verschleiß oder Schäden auf. So war es auch hier. Die vier mechanischen Fensterheber wiesen relativ viel Spiel auf. Da die Gelenke verpresst sind, blieb nur das Auffeilen der Bolzen und nachsehen, was hier nicht stimmte. Es stellte sich heraus, dass alle Gelenke aufgrund mangelnder Schmierung verrostet und verschlissen waren. Ersatzteile dafür gibt es nicht, und die Wahrscheinlichkeit vier perfekt erhaltene Fensterheber für kleines Geld aufzutreiben ist äußerst gering. Also ließ ich mir von einem Arbeitskollegen die unrunden Bohrungen aufbohren und aufreiben sowie neue Edelstahl- Lagerbolzen drehen, die ich dann in die zwischenzeitlich entrosteten und lackierten Fensterheber presste.

Der Schiebedachrahmen beschäftigte uns etwas länger. Zum einen musste der rostige Rahmen selbst sandgestrahlt, teilweise geschweißt und lackiert werden, zum anderen waren die angenieteten verchromten Laufschienen durch tiefe Rostnarben unbrauchbar geworden. Natürlich gibt es für diese auch keinen Ersatz zu kaufen. Die Chromteile aufzuarbeiten erschien mir auch nicht wirtschaftlich, da sie einen sehr kleinen Doppel- L- Querschnitt haben und deshalb weder vernünftig zu schweißen noch einigermaßen zu schleifen und zu polieren sind. Abgesehen davon schwebte mir eine Lösung vor, die nicht wieder zu rosten beginnen würde, da ich keine Lust hatte, die ganze Chose in fünfzehn Jahren wieder auszubauen. Also nachfertigen aus Edelstahlblech. Hört sich einfach an, isses aber nicht. Keine der umliegenden Schlossereien konnte überhaupt so enge Radien biegen, und schon gar nicht als Doppel- L. Ich fand schließlich einen auf Edelstahlbearbeitung spezialisierten Betrieb, der mir zwar einen der Schenkel auf neunzig Grad biegen konnte, den zweiten aber nur auf ungefähr fünfzig Grad. Und auch der konnte mir nicht garantieren, dass die engen Toleranzen, die ich für das Funktionieren des Schiebedachs brauchte, eingehalten werden könnten. Er musste tatsächlich auch mehrere Anläufe machen, bis ich dann zwei brauchbare Schienen in Händen hielt. Die musste ich allerdings erst per Hand auf neunzig Grad dengeln, auch keine ganz einfache Übung, die pro Seite ca. eine Stunde dauerte. Trotzdem kosteten mich die Schienen immer noch saftige 90 Euro, aber Perfektionismus war noch nie billig.

Auch sämtliche Scharniere überprüften wir auf Leichtgängigkeit und Spiel. Das obere Scharnier der Beifahrertür fiel als schwergängig auf. Als wir den Lagerbolzen austrieben, stellten wir fest, dass er gebrochen war. Wir ersetzten ihn durch einen extralangen Passstift aus dem Fachhandel für Maschinenbau-Normelemente. Die Scharniere des Kofferraumdeckels fielen schon während des Einrichtens der Karosserie auf, weil sie quietschten und der Einstellbereich voll ausgenutzt werden musste, damit ein schönes Spaltmaß erzielt werden konnte. Die jeweils zwei Stahlbolzen waren vernietet, wir bohrten sie also aus, nachdem wir die Druckfedern mit einer eigens gebauten Spannvorrichtung gesichert hatten. Wie bereits vermutet waren die Bolzen verschlissen, aber wir waren überrascht wie stark! Von einem Anfangsdurchmesser von 12mm waren lediglich Halbmonde von etwa drei mm Stärke verblieben! Nicht auszudenken, was passieren hätte können, wenn sich die starken Federn selbständig gemacht hätten! Wieder musste ich meinen Arbeitskollegen bemühen. Er drehte neue Bolzen aus wesentlich verschleißfesterem Messing und versah sie auch noch mit einem Feingewinde, sodass wir statt der nicht mehr herstellbaren Nietverbindung mit flachen Muttern arbeiten konnten.


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Keinen Verschleiß gab es an den Scharnieren der Motorhaube lediglich die Überarbeitung der Zugfedern erforderte ein eigens gebautes Spanngestell, da sonst die Windungen aneinander gelegen hätten und gründliches Arbeiten nicht möglich gewesen wäre. Es folgte für alle Einzelteile der Scharniere das obligatorische Strahlen und Lackieren und der Zusammenbau, dann wanderten auch sie ins Regal.