Der Innenraum
Ich bin ein Freund dezenter Patina. Dezent heißt für mich, dass man
dem Leder das Alter in gewissen Grenzen ansehen sollte, dass aber Dinge wie Anzeigeinstrumente,
Chromleisten, Aschenbecher, Schalter und Knöpfe nicht abgenutzt oder vergilbt
aussehen sollten. Mein Bruder vertritt einen etwas anderen Standpunkt, er hätte
sich auch einen neuen Lederüberzug für das komplette Fahrzeug gewünscht.
Unterm Strich wäre das vom Zeitaufwand her sicher einfacher gewesen, die
Kosten wären aber ungleich höher gewesen, und wo sonst kann man das
Alter eines vollrestaurierten Fahrzeuges sichtbar machen, wenn nicht am Leder.
Ich informierte mich eingehend bei verschiedenen Sattlern und beim Lederzentrum,
wie man das vorhandene Leder aufarbeiten könnte, und wir gingen folgendermaßen
vor:
Die Sitze zerlegten wir teilweise, reinigten sie, behandelten sie mit Weichmacher,
färbten sie nach und konservierten das Leder anschließend. Die erforderlichen
Mittelchen bestellte ich komplett beim Lederzentrum und ich war sehr zufrieden
mit dem Ergebnis. Wie schon erwähnt sind sie zwar nicht mit dem originalgetreuen
Leder mit Flechtnarbenperforation überzogen, aber das Leder war rissfrei
und auch nicht so verhärtet, dass in den nächsten Jahren mit Brüchen
oder Rissen zu rechnen ist. Auch die Polsterung wirkt auf mich straffer als in
anderen Coupes, in denen ich mittlerweile probegesessen habe, was mir ebenso angenehm
ist wie die nachgerüsteten Kopfstützen vorn, die wohl zusammen mit dem
neuen Leder und dem strafferen Polster an die Sitze kamen.
Die Verkleidungen am Armaturenbrett und an den Türen bzw. Seitenteilen und
die Hutablage tragen noch das erste Leder und brauchten mehr Zuwendung. Wir zogen
das Leder vorsichtig ab, reinigten es gründlich, schlossen kleine Schnitte,
Risse oder Brüche, behandelten es mehrfach mit Weichmacher und ließen
diesen jeweils eine Woche einwirken. Inzwischen fertigten wir die Trägerteile
aus Holzfaserplatten neu an, da die alten teilweise verzogen waren oder muffig
rochen. Auch die Wattierung und Polsterungen fertigten wir neu an, verklebten
das Ganze mit Sprühkleber und zogen anschließend das Leder wieder auf.
Dann entfetteten wir die Oberfläche, färbten sie komplett zweimal nach
, trugen einen Fixierer auf und abschließend noch eine Lederpflege. Da es
sich um eine ganze Reihe von Einzelteilen handelt, hatten wir damit einige Wochen
des Winters zu tun. Doch diese Mühen haben sich gelohnt, wie ich finde. Das
Leder sieht einfach authentisch aus mit seiner stellenweise fast glatt polierten
Narbung und dem ein oder anderen Kratzer aus dem fast vierzigjährigen Leben
im Fahrbetrieb. Dabei riecht es aber keineswegs modrig oder sieht schmuddelig
aus, für mich persönlich genau das, was ich mir erhofft hatte.