Pedalerie, Kabelbaum und Tank
Natürlich wurde auch die Pedalerie komplett zerlegt und alle Oberflächen
und Lager erneuert. Außerdem wurden ein neuer Bremslichtschalter und neue
Pedalgummis montiert.
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Der Tank stellte eine etwas größere Herausforderung dar. Ursprünglich
hatte ich vor, einen neuen zu kaufen, doch ich rückte von diesem Plan schnell
wieder ab, als ich erfuhr, was Mercedes-Benz dafür aufrief: Stolze 800 Euro
sollte er kosten. Also herrichten. Eines schönen Winterabends schritt ich
zur Tat. Ich füllte den Tank mit Wasser und flexte die umlaufende Rollnaht
ab. Sicherheitshalber machte ich das im Freien, bestimmt zur Freude unserer Nachbarn,
denn es dauerte zwanzig Minuten, bis ich rum war, da flexen mit Wasserkühlung
halt nicht ganz so schnell geht wie ohne. Dafür war ich aber dann ordentlich
nassgespritzt. Der Befund war gar nicht mal so schlimm. Es gab zwar vereinzelt
oberflächliche Korrosion, aber keine Durchrostungen. Ich entfernte den zähen
Schlamm, der sich am Boden über drei Jahrzehnte abgesetzt hatte und brachte
die Tankhälften zum Sandstrahlen. Nach dem Strahlen beulte ich die etwas
verdellte Unterseite aus. Da ich eine Tankinnenbeschichtung aufbringen wollte,
fertigte ich den Kunststoff- Schwalltopf rund um Filter und Ablassschraube aus
Blech nach. Ich wollte nicht riskieren, dass die Beschichtung auf dem Kunststoff
nicht hält und später dauernd den Filter verstopft. Anschließend
schweißte ich die beiden Hälften wieder zusammen, machte einen Dichtigkeitstest
- und damit auch einen Fehler: Ich hatte mit dem ungenauen Druckminderer zu viel
Druck eingestellt und die flache Oberseite des Tanks wölbte sich nach oben,
so dass ich einiges zu dengeln hatte, bis sie wieder eben war. Abschließend
brachte ich außen Grundierung, Füller, Steinschlagschutz und schwarzen
Lack auf, flutete den Tank mit der Innenbeschichtung und hatte ungefähr 700
Euro gespart. Wahrscheinlich hält der Tank sogar noch länger als da
nicht innenbeschichtete Original.
Etwas Arbeit steckte auch im Kabelbaum. Es hätte zwar fertig konfektionierten
Ersatz beim Spezialisten gegeben, doch ich wollte keine 1200 Euro dafür ausgeben,
zumal die Kabel bis auf ein paar korrodierte Anschlüsse und einen verbastelten
Bereich im Motorraum noch ganz gut aussahen. Wir befestigten den Kabelbaum auf
einer großen Holzplatte und notierten die Anschlüsse und Kabelfarben
an den jeweiligen Enden. Dann reinigten wir ihn und ersetzten korrodierte Stecker
und beschädigte Isolierungen. Bei dieser Gelegenheit mussten wir feststellen,
dass die Gummi- Baumwoll- Isolierung der Haupt-Plusleitung und der Benzinpumpenplusleitung
bröselte. Alle anderen Kabel haben PVC-Isolierung und waren unbeschädigt.
Was blieb übrig, wir wickelten den kompletten Kabelbaum aus und tauschten
die Kabel aus. Leider ging dabei auf großen Teilen des Kabelbaums die originale
Umflechtung verloren. Wir mussten sie durch normale Kunststoffschläuche und
Isolierband ersetzen. Wir legten gleich noch zusätzliche Kabel für die
Warnblinkanlage dazu und hatten schon fast gewonnen, wäre da nicht diese
Lüsterklemmenbastelei im Motorraum gewesen. Wir rätselten stundenlang
herum, wie das wohl originalgetreu wiederherzustellen sei, konnten aber die vorhandenen
drei Stecker einfach nirgends dem Schaltplan zuordnen. Wir wollten an diesem Abend
gerade entnervt aufhören, als uns meine Freundin Brigitte in der Werkstatt
besuchte. Sie fragte natürlich nach dem Grund unserer betretenen Gesichter,
und kaum hatten wir unser Leid geklagt, stellte sie sich an die Holzplatte, schaute
kurz hin und sagte: „Tja, da ist ja einer doppelt dran, ich glaub der gehört
da nicht hin.“ Der männliche Stolz macht es mir schwer es zuzugeben,
aber kaum hatten wir diese These mit dem Schaltplan überprüft, war plötzlich
alles klar. Der bösartige Bastler, der den Kabelbaum „repariert“
hatte, hatte ein viel zu langes Stück Kabelbaum aus einem anderen Mercedes
geschnitten und hatte uns mit den überzähligen Kabeln und Steckern verwirrt.