Die Karosserie II

Das Tief währte dank der mentalen Unterstützung durch meinen Bruder nicht sehr lange, und nachdem die Karosserie wieder in ihren Winterstellplatz auf dem Bauernhof verbracht war, widmete ich mich den Seitenteilen. Ich hatte lange überlegt, ob ich nicht einfach neue kaufen sollte. Dafür sprach, dass eigentlich umlaufend alle Punktflansche ganz oder teilweise weggerostet waren. Dagegen sprach der hohe Preis der Neuteile(1800,-DM pro Seite) und die Aussage eines Clubkollegen vom Verein der Heckflossenfreunde, dass bei den nachgefertigten Neuteilen der Radius der Sicke an der Gürtellinie zu groß geraten sei und nicht zu den alten Türen und Kotflügeln passen würde. Ich entschied mich für den langen und harten Weg, die originalen Seitenteile wiederzuverwenden. Es mussten an beiden Seiten folgende Stellen erneuert werden: Die Kante des Radlaufs, der Flansch zum Schweller, der Flansch zur Kofferraummulde, die Löcher für die Zierrahmen am Heckfenster und die Kante unterhalb der Seitenscheibe nebst dem dort angepunkteten Innenblech zur Aufnahme der Fensterschachtdichtungen. Insgesamt also einige Meter Schweißnaht, die ich selbstverständlich nicht einfach mit Lochpunktschweißung und den sich ergebenden Korrosionsproblemen erstellen wollte, nein, es musste das handwerklich perfekte und aufwändige Autogenschweißen sein. Sicher hatte ich schon mal autogen geschweißt, aber das war im Schweißkurs während der Ausbildung. Und verzinnt hatte ich noch gar nicht...

Ich fing an in der Firma eines Studienkollegen mit dem dort vorhandenen Autogenschweißgerät zu üben. Ich schweißte stundenlang Übungsnähte und dengelte die Probebleche versuchsweise wieder gerade, um ein Gefühl für die Sache zu entwickeln. Irgendwann klappte das Ganze dann so gut, dass ich mich an die Seitenteile wagte. Anschließend entlackte ich die Seitenteile mit dem Heißluftfön (dabei kam der Stempel des Blechherstellers zum Vorschein!) und strahlte einzelne Stellen in meinem selbstgebauten Sandstrahlkasten unter zu Hilfenahme eines großen Kunststoffsacks (die Teile sind so lang, dass sie nur zur Hälfte in meinen Kasten passten). Schließlich verzinnte ich die Nähte noch, wobei es von großem Vorteil war, dass ich die Teile vor mir in der Waagrechten hatte. Ich brauchte für die ganze Aktion ca. sechzig Arbeitsstunden, bin aber der Meinung, dass es sich gelohnt hat. Ich hatte nämlich neben einem rein hypothetischen Stundenlohn von 30 DM den großen Vorteil, dass später die Einrichtung des gesamten Hinterwagens wesentlich leichter vonstatten ging, da die Teile ja schon einmal an eben diesem Auto waren.


Zum Vergrößern der Bilder, einfach darauf klicken!