Die Hochzeit
Endlich konnte es losgehen, die Einzelteile sollten wieder zu einem Auto werden.
Zur Vorbereitung auf die Hochzeit montierten wir die Hinterachse, den Scheibenwischerantrieb
(der muss vor der Lenksäule rein), die Pedalerie, den Kabelbaum und die Lenkung.
Die Hochzeit selbst fand auf der Hebebühne eines Bekannten statt. Wir verfrachteten
am Vortag das Auto, die Vorderachse und den Motor mit Getriebe dorthin.
Für das große Ereignis besorgten wir uns jeweils einen abgetragenen
Anzug, um dem Anlass entsprechend gekleidet zu sein. Das Erstaunen bei unserem
Bekannten und zehn weiteren Personen, die ihm halfen den Hof zu pflastern war
groß, als wir am nächsten Morgen dort aufkreuzten. Wir hatten nicht
mit so viel Publikum gerechnet und das Publikum ebenso wenig mit uns. Es wurde
ein sehr lustiger Tag und auch ein erhebender Moment, als gegen Mittag Motor und
Vorderachse nach fast zehn Jahren zurück ins Fahrzeug kamen.
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Glücklicherweise konnten wir die Hebebühne noch zwei weitere Wochen
abends nutzen. Wir montierten alle Brems- und Benzinleitungen (vom Biegen der
letzteren hatte ich noch eine Woche später schmerzende Hände), die Auspuffanlage,
die Kardanwelle, den Tank und provisorisch einen alten Kühler, der für
die ersten Probeläufe zum Spülen Verwendung finden und später gegen
den neuen aus einem dreißig Jahre alten Lagerbestand getauscht werden sollte.
Der erste Probelauf stand endlich bevor. Zehnmal überprüften wir jedes
einzelne Schräubchen und alle Betriebsflüssigkeiten, dann stellte ich
die Zündung statisch mit der Prüflampe ein.
Wir ließen den Motor erst mal eine Zeitlang ohne Zündkerzen drehen,
um die Ölversorgung zu sichern und starteten schließlich richtig. Und
dann der große Moment: er sprotzte kurz, und schon lief er! Ein Wahnsinnserlebnis,
dieses Motorengeräusch zum ersten Mal im Leben zu hören. Auch wenn man
wie wir wirklich jedes Detail akribisch restauriert und alles mit größter
Sorgfalt montiert hat, so bleibt am Ende doch immer diese Frage, ob man nicht
irgendetwas übersehen hat, irgendetwas nicht funktioniert und möglicherweise
auch noch ein katastrophaler Schaden auftritt. Aber nichts dergleichen passierte,
und noch am selben Abend fuhr ich das Auto ohne Türen, Klappen und Scheiben
die drei Kilometer in die heimische Garage.
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